* 1972 in Appenzell, lebt und arbeitet in Zürich

URL http://www.luziabroger.ch

 

LUZIA BROGER: TRAUMSTOFF

In installativen und fotografischen Arbeiten thematisiert Luzia Broger Themen wie Heimat und Idyll im Spannungsfeld zu Entwurzelung, Vereinsamung, Entfremdung. Die Fotoarbeit «Föchelig schö» zum Beispiel zeigt eine junge Frau – die Künstlerin in der traditionellen Innerrhoder Tracht mit einer eigenartig abwesenden Ausstrahlung, als käme sie von einem anderen Planeten mit anderen Wahrnehmungsorganen. Die Fotografien öffnen den Blick für jene Momente, in denen Unvorhergesehe-nes und andere Wunder ein neues Sehen des Bestehenden ermöglichen. Brogers Installation mit dem Titel «Hitz ond Brand» (2003) führt ein einheimisches Alpenidyll vor, in dem der Säntis allerdings verstrahlt wirkt und die Kuhfladen Antennen haben. Die heile Welt kippt in die Abgründe des Unbehagens.

Für ihre Intervention im Appenzeller Volkskundemuseum benutzt Luzia Broger das textile Medium und reagiert auf die Präsentation des Appenzellerlandes im Kontext der Textilindustrie. Sie tauscht die angestammte Bettwäsche des Himmelbettes im Untergeschoss aus. Das Laken aus Fallschirmstoff hat sie mit diagonal verlaufenden Linien besticken lassen. Es sind Hirnwellen, elektronische Aufzeichnungen der Hirntätigkeit, übersetzt in Handmaschinenstickerei. Schwarze Folien am Fenster nehmen Motive der Spitzenbordüren auf, verkehren sie aber in ein bedrohlich anmutendes Brodeln.

Die Verschiebungen und Manipulationen der Motive in «Traumstoff» gehen Themen wie Heimat und Paradiesvorstellungen nach, fragen nach Geborgenheit im ländlichen Idyll und der Verortung des Individuums. Sie brechen den Blick an der Sehnsucht nach Dekoration und Ordentlichkeit, sie zeigen das Unbekannte, den Schrecken hinter der Schönheit, und führen in Gefilde des Unheimlichen und der kollektiven Ahnungen.

 

LUZIA BROGER STELLT AUS IM

 

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Traumstoff, 2007
Fotofolie auf Fenster, 18-teilig, je 25 x 25cm