* 1973 in Stuttgart, lebt und arbeitet in Berlin

URL http://www.friedens-siemense.com

 

ANDRE BUTZER: OHNE TITEL (1–8)

Mit verstörend expressiven Malereien zieht der 1973 in Stuttgart geborene André Butzer die Aufmerksamkeit seit einigen Jahren auf sich. Er gehört zu einer Generation von Künstlern, die sich geschichtlichen Themen in Malereien mit einer ausgreifenden Geste nähern, letztlich aber Abstraktion fokussieren.
Linear bestimmte Figuren in verschiedenen Typen-reihen, die oft in Serien durchgespielt werden, erinnern an Art Brut und Comics. Gemälde reiht sich an Gemälde, Zeichnung an Zeichnung. Sie bilden einen lebenslänglichen Fries mit grotesken, an James Ensor und Edvard Munch erinnernden Bildergeschichten. Gestalten tummeln sich in diesem Kosmos, die unheilvoll und verführerisch, beängs-tigend und unbekümmert fröhlich zugleich sind. Irr äugen die Mondgesichter und schweben wie viele bunte Smarties in der Farbsosse. Erruptiv und von chaotischer Intensität scheinen die Bilder und Zeichnungen aus Untiefen hervorzudrängen. Bizarre Wortschöpfungen wie «Friedens-Siemense», «Todall» oder «Nasaheim» unterlegen die Bildwelten kollektiver Ängste und Erfahrungen.
Jüngste, überraschend monochrome Bildserien setzen den begonnenen Weg in abstrakte Bildwelten mit Matisse und dem Science-Fiction-Expressionismus im Rucksack fort.

Für «För Hitz ond Brand» hat André Butzer acht Bilder gemalt, die Friedrich Hölderlin und Heinrich Himmler als historische Figuren zeigen, als «Wiedergänger (Wanderer), die in der Natur (oder im Weltraum) auf volkstümliche Frauen oder Mädchen (N-Mädele) treffen. Im Querformat befinden sich die Schande-Männer vor dem N-Haus und warten auf Einlass nach NASAHEIM. Dort herrscht die Galaxie der vergangenen Schuld und man sieht die stillgelegten Vernichtungsmaschinen. Im N-Haus befinden sich Walt Disney, Henry Matisse und abstrakte Malerei.» (André Butzer)

André Butzer hat zu seiner Intervention Thomas Kamm eingeladen.

 

THOMAS KAMM: PATIENTENHAUS

Thomas Kamm zeigt in Wolfhalden Fotografien, die das Patientenhaus in der Psychiatrischen Klinik in Königsfelden kurz vor seinem Abbruch dokumentieren. Auf die Fotografien von menschenentleerten Innenräumen sind Schrifttafeln montiert, die in kruden Sprayschablonen die Architekturräume mit Worträumen erweitern. «NARR/HERZ», «AUSSCHLUSS/PLEMPLEM», «SPIEGELBILD/NERV», «TOBSUCHT/GEHEIMNIS» bringen als Sprach-Bilder die Fragen nach Normalität und Ausserordentlichkeit, nach Öffentlichkeit von Innenräumen und nach Selbstwahrnehmung und Fremdbestimmung in eine visuelle Form.

In einem gemeinsamen Auftritt am Eröffnungssonntag lesen und bewegen André Butzer und Thomas Kamm ein Fragment aus Hölderlins Gedicht «Heimkunft/an die Verwandten», das ziemlich genau die geografische Passage zwischen Alpen, Appenzellerland und Bodensee mit Lindau verbindet.

* 1962 in Menziken/AG, lebt in Dietikon/ZH

 

ANDRE BUTZER UND THOMAS KAMM STELLEN AUS IM

 

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Malereien von André Butzer im Ortsmuseum Wolfhalden.

 

Thomas Kamm eröffnet die Ausstellung in Wolfhalden mit einer Performance.

 

André Butzer (vorne) und Thomas Kamm (hinten) bei ihrer Performance
an der Eröffnung.