* 1965 in Genf, lebt und arbeitet in Genf

 

FABRICE GYGI: CAGES

Mit seinen Objekten, Installationen und Environnements untersucht Fabrice Gygi Formen der Autorität, Disziplin und Kontrolle in demokratischen Gesellschaften. Sozialisiert in der Hausbesetzer- und Autonomenszene der 80er-Jahre in Genf, verbindet Fabrice Gygi die Traditionen der Kunst mit Referenzen an die gesellschaftliche und politische Realität. Seine Recherchen zu Mechanismen der Macht übersetzt er in Skulpturen, die von grosser physischer Präsenz sind und die Kraft autoritärer Bedrohungen von der Strasse in den Kunstraum übertragen. «Ich habe den Eindruck, ich nehme Dinge auf, die ich in der Welt beobachte. Ich arbeite ein wenig wie ein figurativer Maler, beseelt von einer wahren Sorge um Realismus. Ich versuche mir Dinge anzueignen, indem ich sie aus der Erinnerung rekonstruiere. Es handelt sich jedoch nie um eine Kopie der Realität. Ich transformiere sie, veredle sie, sei es, indem ich sie vereinfache oder karikiere.» (Fabrice Gygi)

Die «Cages» (2005) erinnern in ihrer formalen Sprache an Skulpturen aus dem Umfeld der Minimal Art. Doch anders als die lapidar einfachen Grundformen des Minimalismus der 60er-Jahre beziehen sich die Strukturen in «Cages» auf menschliches Körpermass und Weltgeschehen. Es sind Käfige, Einzelzellen aus Stahl, die dem Menschen jede Bewegungsfreiheit rauben, bemalt in einer leicht unappetitlichen, hauttonigen Nicht-Farbe. Über die formal objektive Struktur legt sich in gesellschaftspolitischen Dimensionen das Aggressionspotential potentieller Gefangener.

Die künstlerische Umsetzung des medial vermittelten oder eigenerfahrenen Wissens um menschenunwürdige Behandlungen verstärkt ihre Aussage im Umfeld des grossen Visionärs und Humanisten Henry Dunant. Der Begründer der Internationalen Rotkreuz- und Rothalbmond-Bewegung hat auch die 1864 beschlossene Genfer Konvention wesentlich mitgeprägt. Sein Einsatz für die Verbesserung der Bedingungen von Kriegsgefangenen war wie andere seiner Engagements der Zeit weit voraus. Dass seine Forderungen für eine friedlichere und humanere Welt mehr als 150 Jahre später über weite Strecken utopisch geblieben sind, bringen künstlerische Interventionen wie die Objekte von Fabrice Gygi ebenso nüchtern wie beunruhigend ins Bewusstsein.

 

FABRICE GYGI STELLT AUS IM

 

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cages, 2005
Stahl lackiert (3 Teile), 66 x 83 x 116 cm/50 x 23 x 200 cm/
50 x 50 x 66 cm (Sammlung des Kunstmuseums St. Gallen)