*1969 in Ravensburg (D), lebt und arbeitet in Zürich

 

SILVIA HILDEBARD: DUNKEVERSAMMLUNG, DER LETZTE NACHTWÄCHTER, FUNKEN

Silvia Hildebrand arbeitet mit unterschiedlichen Medien: Skulptur, Installation, Audio, Video, Aktion, Zeichnung. Für ihre Arbeiten untersucht sie die gegebene Situation, beobachtet, agiert, bezieht Architektur, Atmosphäre, Geschichte des Ortes oder vorgefundene Objekte mit ein. Im Laufe ihrer Entstehung reduziert sie ihre Arbeiten auf ein Konzentrat, bis sie am Ende schnörkellos einfach anwesend sind.

In der Ziegelhütte zeigt Silvia Hildebrand eine Konstellation von Arbeiten, die von der historischen Bedeutung des Ortes für den Brandschutz ausgehen: Die Ziegelhütte, erbaut 1550, erlangte erst nach dem verheerenden Grossbrand in Appenzell im Jahr 1560 zentrale Bedeutung, da man beim Wiederaufbau des Dorfes feuerfeste Ziegel für die Dächer verwendete.

In drei Teilen umkreist Silvia Hildebrand die Themen Feuer und Brand. Am Eingang der Ziegelhütte hängt sie 32 rote Plastikeimer über den bereits vorhandenen Brunnen. Die Anordnung ist ein Verweis auf die einst geltende Vorschrift, dass in jedem Haus mindestens ein Wasserlöschbehälter vorhanden sein musste. Als «Dunke» wurde die alljährliche Kontrolle und Reparatur der hölzernen Feuerkübel in einem Brunnen bezeichnet. Die Installation wird zum Bild für die seit dem 16. Jahrhundert bestehende Organisation der Dorfbewohner für den Brandschutz und schafft einen direkten Bezug zur mächtigen Holzfassade, die im Brandfall besonders gefährdet scheint. Zusätzlich bewacht der letzte Nachtwächter Appenzells, Franz Anton Signer (1878–1956), das Gebäude für die Dauer der Ausstellung. Hildebrand projiziert sein Bildnis auf das Fenster des Kuratorenzimmers. Dort erscheint er mit dem Einbruch der Dunkelheit und wirft seinen wachsamen Blick über Appenzell. Als dritten Bezug integriert Hildebrand Audioaufnahmen vom diesjährigen Funkensonntag im Ried, jenem Ortsteil, in dem die Ziegelhütte steht. Das Geräusch des Feuers, Rufe von Beteiligten und knallendes Feuerwerk werden durch den Resonanzkörper aus Karton verstärkt und füllen den musealen Raum, ohne von den Brandmeldern entdeckt zu werden. In der Ziegelhütte, in der Jahrhunderte lang das Feuer zu Hause war, wird in der Installation von Hildebrand eine unauflösbare Spannung zwischen der Nutzbarkeit und der Gefährlichkeit des Feuers spürbar.

 

SILVIA HILDEBRAND STELLT AUS IN DER

 

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Dunkeversammlung, 2007
32 Eimer an Eisengestell, 12 x 0.30 x 1.45–1.65 m

 

Der letzte Nachtwächter, 2007
Projektor, Dia einer Fotografie aus dem Nachlass Werner Bachmann/Museum
Appenzell, (Projektion auf das Fenster des Kuratorenzimmers, zwischen 21 Uhr und 3 Uhr), 73 x 93 cm

 

Funken, 2007
CD-Player, Aktivbox, Karton, Farbe, 26 x 26 x 120 cm