* 1968 in Köln, lebt und arbeitet in Berlin

 

ALEXANDRA HOPF: MIST–MYTH, HEALER/GIFT/HEALED

Alexandra Hopf geht in ihrem Schaffen von Vorlagen aus, die im kollektiven Bildgedächtnis gespeichert sind und verortet werden können. In ihrer meist zeichnerischen und malerischen Auseinandersetzung filtert sie Momente der Unruhe, der Beunruhigung, Befremdung und des Irrationalen heraus. Vielschichtig überlagert sie die Verstrickungen von Öffentlichem und Privatem, von Bewusstem und Unbewusstem, Geahntem und Verdrängtem.

Für ihre Intervention «Mist–Myth» im Museum Urnäsch wählt Alexandra Hopf die im Entree untergebrachte Raumnische, in der fünf Silvesterchläuse gruppiert sind. Die definierte museale Situation ist durch eine neue Lichtdramaturgie solcherart modifiziert, dass sie den zeitlichen Ablauf des Klausen-Rituals am Neuen und Alten Silvester simuliert. Ein nachts aufleuchtender Schriftzug irritiert die Szenerie. Bei voller Dunkelheit leuchtet abwechselnd ein frei gehängtes Wortspiel aus blauen Neonröhren auf: mist–myth. Es kann gelesen werden als die immer noch im Dunkeln liegenden Ursprünge des Brauchtums der Silvesterchläuse, als das Irrationale, das jedoch besondere Gestalt annimmt, um «die Unfassbarkeit der Vorgänge in der Natur» (Aby Warburg) zu erfassen. Begleitet wird der Schnelllauf der Tages- und Jahresfolgen von der doppelten Bedeutung des Wortes Mist, das von der Bezeichnung für Unwertes, über Düngemittel zu bäuerlichen Heimwesen bis hin zur Bedeutung von Nebel – im Englischen – changiert, womit auch das Sublime, Mystische angenähert ist.

Auch die Arbeit «Healer/Gift/Healed» spielt auf verschiedenen komplexen Ebenen. In der klassischen Dreiteiligkeit greift sie formal das Triptychon auf. Die Technik, die Hinterglasmalerei, ist sowohl in der Kirchen- als auch der Ex Voto-Malerei verwendet worden. Alexandra Hopf zitiert die Tradition und holt diese gleichzeitig in unsere bildorientierte Neuzeit, indem sie ihre Malerei stark an die Fotografie anlehnt. Damit schafft die Arbeit eine explizite Verbindung zwischen tradierten Motiven und moderner Ikonografie. Eine anonyme Punkerin und der legendäre Frontmann der Sex Pistols, Johnny Rotten, flankieren die aus einem Horrorfilm entlehnte abgetrennte Hand. Wie es die verwendete Maltechnik vorgibt, treten in «Healer/Gift/Healed» die hinteren Schichten in den Vordergrund. Die Subkultur, motivisch in zwei Identifikationsfiguren angelegt, tritt im Triptychon von Hopf hervor und verlangt ihren Platz im Museum. Letztlich thematisiert die Künstlerin kulturgeschichtliche Prozesse. Erzählt wird von der uralten Verbindung von Natur und Mythos, von Entfremdung und dem Verlust von Bedeutung.

 

ALEXANDRA HOPF STELLT AUS IM

 

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healer/gift/healed, 2007 (rechts)
Acryl auf Glas, Holz, Plexiglasdisplay, 110 x 7,5 x 51 cm

 

mist/myth, 2007
farbiges Neonglas, 30 x 70 cm/30 x 80 cm