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* 1956 in München, lebt und arbeitet in München
MICHAELA MELIAN: POLYHYMNIAMichaela Melián, die auch Mitglied der Band F.S.K. ist, verknüpft Kunstobjekte, Installationen, Zeichnungen und Sound, um Ereignisse, Personen und Gegenstände mit der Gegenwart über assoziative Ketten zu verknüpfen. Häufig – so auch in Heiden – entwickelt sie Musikstücke für Ausstellungen und editiert sie in kleinen Auflagen. «Das Politische erzählt sich durch die Schichtungen, genauso funktioniert das auch in der elektronischen Musik mit ihren Loops, man muss nur hinhören», sagt Michaela Melián. So macht sie gesellschaftliche Zusammenhänge sichtbar, die auf den ersten Blick nicht erkennbar sind – oder nicht gesehen werden wollen. Das Projekt «Föhrenwald» von 2005 etwa erzählt die Geschichte der 1938 gebauten Arbeitersiedlung «Föhrenwald» als multimediale Installation mit Panorama-Diaprojektionen, Musik und Hörstück. Fakten und Hintergründe werden neu geordnet, audiovisuell übersetzt und in suggestive Bedeutungszusammenhänge gestellt. Ausgangspunkt für ihre Arbeit im Museum Heiden war eine Sänfte, die dort in der naturhis-torischen Abteilung ausgestellt ist. Mit dieser Sänfte, einem Modell der «Vereinigten Sanitätsapparaten-Fabriken» aus Heidelberg-Berlin, wurden Kurgäste und besonders auch Augenleidenpatienten, die zur Behandlung des grünen Stars aus Deutschland nach Heiden in eine Spezialklinik kamen, vom Bahnhof zum Hotel getragen. Die vielen Vogelpräparate der einheimischen und exotischen Tierwelt in unmittelbarer Umgebung im Museum, aber auch der jodelnde Senn mit dem Finger im Ohr, bezieht sie in das tönende Objekt mit ein. Die Nachbildung der Sänfte, die den Standort der «echten» Sänfte einnimmt, enthält an Stelle der Fenster ein schallplattengrosses Loch und mutiert so zum Vogelhaus und Klangkörper. Durch das Schallloch/Flugloch ertönt aus dem dunklen Inneren eine leise Musik, betörend in den rhythmischen Loops, verstörend im Rätselhaften der Quelle, dem Kratzen und Schleifen von Schelllackplattenaufnahmen. Als Hans Castorp im Schweizer Sanatorium zum ersten Mal ein Grammophon sah, belehrte ihn der anwesende Hofrat: «Das ist kein Apparat und keine Maschine, das ist ein Instrument, das ist eine Stradivarius, eine Guaneri, da herrschen Resonanz- und Schwingungsverhältnisse vom ausgepichtesten Raffinemang! ‹Polyhymnia› heisst die Marke Deutsches Fabrikat, wissen Sie. Das Treusinnig Musikalische in neuzeitlich-mechanischer Gestalt.» Kulturexport, soziale Hierarchien, wirtschaftliche Abhängigkeiten, Biotop, Brutnest, Krankheit und Tod lagern in losen Setzungen im kompakten, tönenden Objekt ‹Polyhymnia›.
MICHAELA MELIAN STELLT AUS IM
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Polyhymnia, 2007
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