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* 1954 in Krefeld, lebt und arbeitet in Köln, La Palma und Gais
Albert Oehlen ist eine Schlüsselfigur in der Wiederbelebung und Neudefinition des Mediums Malerei. Anfang der 80er-Jahre entwickelte er Seite an Seite mit unter anderen Martin Kippenberger eine opulente, kritische Malerei. Als rebellischer, differenzierter und eigenständiger Akteur erforschte, reflektierte und kommentierte er mit dem Mittel der Kunst politische und soziologische Zusammenhänge in Reaktion auf ein minimalistisch und konzeptionell ausgerichtetes Kunstverständnis. «Wir wollten radikale Kunst machen, sozialistische Ideen fördern und zur gleichen Zeit allen auf die Nerven gehen», erinnert er sich an die Zeit in Berlin. Sein herausragender Beitrag ist eine inhaltlich stark aufgeladene Malerei in schnellen, heftigen Pinselstrichen, später mit am Computer entwickelten komplexen Farbüberlagerungen. Seit 2002 wohnt er am Rande von Gais AR. Der Stall des ehemaligen Bauernhauses ist in ein Atelier umgebaut und bietet den oft monumentalen Formaten einigermassen Raum. Die bewegten Gleichgewichte aus Farben, Formen, Linien sind leichter und luftiger geworden. Im Museum Appenzell hat Albert Oehlen in rascher Geste für seine Arbeit zwei Platzierungen favorisiert. Für den Fähnrich wählte er ein Bild im Ausmass eines Bühnenpanoramas: eine riesige Faltbewegung, ein Flattern, eine Orgie von Licht und Luft. Das Festliche und Feierliche eines jeden Umzugs übersetzt er in eine raumgreifende Momentaufnahme. Spiegelungen der Glasvitrinen im Bild scheinen ebenso Teil der Malerei zu sein wie das stimmungsmässige Schwelgen im Rhythmus des Tages. Die Militaria werden gut durchlüftet, die historischen Setzungen geraten unvermittelt ins pralle Licht der Gegenwart, in stete Bewegung und unfassbare Offenheit. Eine weitere Malerei setzt Albert Oehlen in Bezug zur Textil- und Stickereigeschichte. Das goldgerahmte Bild einer Trachtenszene mit Frauen wechselt er mit einem männlichen Unterleib aus, mit muskulösen Beinen, die in transparenten Boxershorts stecken. Die dichte Balkenkonstruktion des Dachgeschosses geht im Bildraum in die Sauberkeit eines gekachelten Badezimmers über. Dem Fleiss der Stickerinnen stehen wackere, nackte Männerteile gegenüber.
ALBERT OEHLEN STELLT AUS IM
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Ohne Titel, 2006
Ohne Titel, 2007
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