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* 1961 in Chur, lebt und arbeitet in Zürich URL http://www.likeyou.com/ursulapalla
URSULA PALLA: SÄNTIS, TANZ-STÜCKE Ursula Palla ist fasziniert vom menschlichen Bestreben, die Natur nicht nur beherrschen und kontrollieren zu wollen, sondern sie auch nachzuahmen und neu zu konstruieren. Sie offeriert Momente der Verunsicherung, welche sie mit ihren erstaunlichen Arbeiten immer wieder hervorruft, um die Unterscheidung zwischen Künstlichkeit und Natürlichkeit, zwischen echt und falsch, Schönheit und Zerstörung, Zuversicht und Abgrund zu überdenken und weltpolitische Missstände zu erkennen. Mit der Serie «Alpenglühen» (2006) nutzt Ursula Palla die Webcam auf dem Säntis, um die Tradition der Alpenmalerei ins Heute fortzusetzen. Gleichzeitig relativiert sie die ewige Sehnsucht nach Gebirge und Naturkräften durch die Berücksichtigung des menschlichen Kontrollbedürfnisses. Für «För Hitz ond Brand» lässt sie den Säntis aus Milchpulver konstruieren. Das bewegte Landschaftsbild, das während der Dauer der Ausstellung im Appenzeller Brauchtumsmuseum in Urnäsch als Videoinstallation zu sehen ist, entsteht als Aktion am Eröffnungswochenende von «För Hitz ond Brand» im Mai. Ursula Palla schreibt dazu: «Zeit, Stabilität, Umbruch, Gleichgewicht, Vermischung, Verschiebung sind Faktoren, um in einer Landschaft ausserordentliche kulturelle Leistungen zu erzeugen. Faktoren, welche auch den Berg charakterisieren, den Berg als Initiator, Referenz- und Kristallisationspunkt. Der Berg, der Säntis, eine überallhin sichtbare Stärke, Rückgrat beider Appenzell, bedeutet auch ‹potentielle Erneuerung des Materials› (Beuys). Ein gewaltiges Natursystem mit dem ewigen Gesetz von Werden und Vergehen, welches in unsere vermeintlich stabile copy-and-paste-Gegenwart eingebrochen ist.» Die zahlreichen Säntisbilder im Brauchtumsmuseum Urnäsch, aber auch Arbeiten wie «Werden, Sein, Vergehen» von Giovanni Segantini oder «Voglio vedere le mie montagne» von Joseph Beuys bilden den kulturhistorischen Boden von Pallas Säntis-Arbeit. Ursula Palla kreierte dazu ein Rad, welches über Milchpulver rollt und allmählich das Säntismassiv herauswalzt. Für einige Augenblicke ist der Säntis sichtbar, bevor er in sich zusammenfällt und nur eine riesige Staubwolke zurücklässt. Der «Hierig», ein traditioneller Tanz aus dem 18. Jahrhundert, wird zum Hauptmotiv der interaktiven Videoinstallation «Tanz-Stücke». Beim Betreten der Installation sieht der Besucher ein Paar, welches eingefroren auf einen Impuls zu warten scheint. Ausgelöst durch einen Sensor, beginnt das Paar zu tanzen, allein und doch zusammen. Das Tanzstück verlässt seinen traditionellen Rahmen der Alpstobete, beschleunigt sich, wird zerstückelt, verliert an Farben und Konturen und löst sich auf. Das Herausschälen und Präsentieren von Kultur, das Weglassen des Kontextes wird zum eigentlichen Thema dieser Arbeit.
URSULA PALLA STELLT AUS IM
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Tanz-Stücke, Interaktive Videoinstallation, 2007
Der Berg (Aktion und Videoinstallation), 2007
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