* 1948 in Zakopane/Polen, lebt und arbeitet in St.Gallen

 

ALEKSANDRA SIGNER: HIMMEL UND HÖLLE, ILLUMINAZIONE AUTOMATICA

Mit dem Filmen hat Aleksandra Signer als Dokumentaristin der Arbeit ihres Mannes Roman Signer angefangen. Seit bald zwanzig Jahren entstehen fast nebenbei auch eigene künstlerische Werke. Die an der Kunstakademie in Warschau ausgebildete Künstlerin versteht es, durch geschickte Auswahl und leichtfüssige Inszenierung, gefundenen Alltagsszenen metaphernreiche Präsenz zu verleihen. Es gelingt Aleksandra Signer immer wieder aufs Neue, das widersprüchliche Klima unserer Zeit zwischen Resignation und Hoffnung in kraftvolle und melancholisch heitere Bilder zu packen. Es sind einfache und eigenwillige Fundstücke, die sie so inszeniert, dass bewegte Welten wie eine vierte Dimension sich auftun.

Schnörkellos und ohne Effekthascherei spürt die Installation «Himmel und Hölle» mit zueinander geneigten BIldschirmen in Kisten und einer darüber gelegten milchigen Glasfläche den Verbindlichkeiten und Symbolwerten nach, die durch Formen, Begriffe und Farben assoziiert werden. Unbekümmert wie ein Kinderspiel, tiefgreifend wie ein gesellschaftsphilosophisches Sinnieren wechseln sich die Farben Rot und Blau als Wärme und Kälte, Morgen und Abend, gut und böse, Himmel und Hölle ab nach einem mit Zufallsintervallen gesteuerten Farbwechselprogramm.

Mit «Illuminazione automatica» verbindet Aleksandra Signer zwei filmische Reisefund-stücke zu einer berückenden Arbeit. Es geht um grenzenlose Verausgabung und kontrollierte Wirtschaftlichkeit, um soziale Gefälle, Menschenwürde und Volksmusik. Mit dem Einwurf einer Münze zur automatischen Beleuchtung eines Altarbildes in einer Kirche in Italien beginnt ein Strassenkünstler in Budapest zu musizieren. Vertieft in sein aufreibendes Saitenspiel, beachtet er die wunderbaren Notate zu seinen Stücken mit keinem Blick. Nach einer Minute stoppt der eindringliche Gesang, Hören und Sehen vergehen. Eine nächste Münze muss nachgeworfen werden. Die Geräuschkulisse des Kircheninneren, das Klackern des Münzeinwurfes und des Lichtautomates unterbrechen die überwältigende Hingabe des Musikanten. In allen Sprachen der westlichen Welt zieht das Leuchtschriftband über den Bildschirm. Die Überlagerung in den Übersetzungen der Bedeutungen von «Illuminazione automatica» verleihen der Arbeit weiteren Tiefgang mit Humor.

 

ALEKSANDRA SIGNER STELLT AUS IM

 

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Himmel-Hölle, 1998
Videoinstallation

 

Illuminazione automatica, 1999
Video 7'40''