* 1970 in Teufen, lebt und arbeitet in Basel

URL http://www.likeyou.com/markusmueller

 

MARKUS MÜLLER: SKULPTURENPAAR

Wie barocke Decken- und Appenzeller Möbelmalerei sind die oft raum- und ortsbezogenen Skulpturen von Markus Müller zuerst einmal pures Vergnügen für die Augen, Vergnügen mit weit geöffneten Himmeln und Tannenholz, das zu Marmor wird. Doch das Vergnügen hört auf halber Strecke auf. Seine Skulpturen sind sperrig und klobig, der Trompe-l'Oeil-Effekt will allzu rasch durchschaut sein.

Markus Müller, aufgewachsen in Teufen, ist mit Brauchtum, Geschichte und Volkskunst des Appenzellerlandes bestens vertraut. Der Punkt, an dem der Gestaltungswille ins Absurde führt, «an dem er alle Bezüge verliert, und so wieder ganz natürlich wird», wie er selber es formuliert, interessiert ihn besonders. Die Wahrnehmung von Kultur und kulturellen Errungenschaften in einem geschichtlichen Verlauf ändert mit den Fragen nach Geschmack und Gestaltungsprinzipien. Beispielhaft aktualisiert Markus Müller die Geschichte der Möbelmalerei, das Bedürfnis nach Reichtum und Schönheit im Alltag zu befriedigen. Die Gewissheit der Imagination, Flüchtigkeit und Vergänglichkeit spielen mit.

Allerhand Vitrinen und ein prächtiges Bett von 1776 mit fantastischen Veduten stehen in dem Raum, den sich Markus Müller im Museum Appenzell ausgewählt hat. In den Vitrinen liegen Appenzeller Stickereien und ihre internationalen Inspirationen. «Hier spürt man die Beeinflussung der Appenzeller Volkskunst durch die Kulturen und Stile der grossen Welt gut. In dieser Kette von Inspirationen fühle ich mich zu Hause», schreibt Markus Müller. Für diesen Ort hat der Künstler ein Objekt entwickelt, das sich zwischen Himmelbett und Stickereivitrinen fügen lässt und sich der Umgebung des Museums optimal anpasst. Trotzdem bleibt es ein Fremdkörper, denn seine Deutung und Einordnung fallen schwer. Es kondensiert die Tradition der Möbelmalerei und die Verarbeitung kultureller Einflüsse in einer Doppelskulptur, die fremd und vertraut zugleich den Blick auf die herkömmliche Sammlung und Präsentation auffrischt. Gleichzeitig thematisiert das Objekt als mediales Zwischending die Malerei genauso wie skulpturale Fragen und begegnet unserem Willen zur Form- und Sinngebung mit Analyse und Humor.

 

MARKUS MÜLLER STELLT AUS IM

 

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Skulpturenpaar, 2007
Spanplatten, Styropor, Öl auf Sperrholz, 250 x 160 x 215 cm
(im Hintergrund die Malerei von Albert Oehlen)